Die Journalistin, Schriftstellerin und Vortragsreisende Käthe Schirmacher (1865-1930) wird in diesem Band als eine exemplarische Protagonistin des Übergangs europäischer Gesellschaften um 1900 vorgestellt. Die transnationale Agitatorin, die sich als ‚moderne Frau‘ positionierte und in intimen Beziehungen mit Frauen lebte, adressierte als radikale Frauenrechtlerin und spätere völkische Politikerin unterschiedliche politische Arenen. Mit ihrer Inanspruchnahme von Autorität und Kompetenz forderte sie die Zugangsregeln zu hegemonialen Öffentlichkeiten heraus. In ihrem umfangreichen Nachlass wird sie als eine Erzählerin des eigenen Lebens sichtbar, die sich in wechselnden Konstellationen immer wieder autobiografisch neu entwarf. Mit der innovativen Konzeption einer Biografie in Koproduktion regt der Band zur methodischen Weiterentwicklung offener biografischer Forschungsprozesse an.