Ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung oder Reduktion homologer Bluttransfusionen im Rahmen operativer Eingriffe liegt neben der Anwendung etablierter Verfahren autologer Transfusionstechniken (autologes Prädeposit: Eigenblutspende, Plasmapherese; perioperative Techniken: normovolämische Hämodilution, maschinelle Autotransfusion) in der Akzeptanz einer mehr oder minder ausgeprägten postoperativen Dilutionsanämie. Bei intakten Kompensationsmechanismen und strikter Einhaltung normovolämischer Bedingungen ist die Anämie auch bei Patienten mit eingeschränkter Koronarreserve nicht zwangsläufig mit einer Verminderung des Sauerstoffangebotes verbunden. Theoretische Berechnungen, experimentelle Studien und klinische Erfahrungen -insbesondere auch bei Angehörigen der Zeugen Jehovas – konnten belegen, daß postoperative Hämoglobinwerte weit unterhalb 8,0 g/dl (in Extremfällen auch < 3,0 g/dl) bei entsprechendem Monitoring toleriert und ohne Folgen überlebt werden konnten. Bei der Entscheidung zur homologen Transfusion ist deshalb der aktuelle Hb-Wert nicht allein ausschlaggebend; vielmehr müssen der klinische Gesamtzustand und objektive Befunde (z.B. ST-Streckenanalyse, Rhythmusstörungen) in die Indikationsstellung zur Transfusion einbezogen werden.