In den letzten Jahrzehnten ist in den USA eine größer werdende Einkommens- und Vermögensungleichheit zu beobachten. Zusätzlich hat die Präsidentschaft Donald Trumps die Spaltung im Land weiter vertieft. Vor diesem Hintergrund ist das entscheidende Narrativ der amerikanischen Gesellschaft unter Druck geraten: Der American Dream. Diese Erzählung verspricht jedem Chancengleichheit und wirtschaftlichen Aufstieg. Ein Versprechen, dass für viele Amerikaner:innen allerdings nicht mehr der Wirklichkeit entspricht. Vor allem junge Leute fordern deshalb tiefgreifende Veränderungen im politischen System und eine Umkehr der etablierten Politik. Viele dieser Wähler:innen richten sich zunehmend nach links aus und legen vermehrt Wert auf die Diskussion progressiver Themen innerhalb der Demokratischen Partei. Obwohl sich Kandidat:innen des linken Spektrums im Vorwahlkampf 2020 nur bedingt durchsetzen konnten, gehörten progressive politische Schwergewichte wie Bernie Sanders oder Elizabeth Warren lange zu den Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur.
Elizabeth Warren scheiterte im Wahlkampf, konnte jedoch bei vielen Themen Schwerpunkte setzen und trieb oftmals die Agenda voran. Deshalb lässt eine Analyse ihrer Kommunikation Rückschlüsse auf den linken Diskurs innerhalb der Demokratischen Partei der USA zu. An ihrem Beispiel zeigt dieses Papier daher, welche Ungleichheitsnarrative im (progressiven) politischen Diskurs der Vereinigten Staaten eine Rolle spielen und wie sie kommuniziert und mit Hilfe von Frames bewertet werden. Eine Korpus-gestützte Frame-Analyse zeigt beispielhaft die Verwendung zweier Frames im politischen Diskurs: Des „ fairness-Frames“ und des „ wealth-Frames.“ Diese heben hervor, wie stark der American Dream für den Durchschnittsamerikaner unter Druck geraten ist und legen nahe, warum sich ein größerer Teil der amerikanischen Wählerschaft Kandidat:innen zuwenden, die strukturelle Veränderungen des amerikanischen Systems befürworten.
Over the last decades, the U.S. has seen increasing income inequality and a widening wealth gap. Donald Trump’s presidency has deepened the political and cultural divide among Americans even more. As a result of these developments, many Americans have started to question the idea of the American Dream. For many, its promises of equal opportunity and upward social mobility no longer hold true. Young Americans, who are particularly affected by these trends, have started to demand big structural change in the American political and economic system. In line with that, they have championed progressive reform ideas and actors in the Democratic Party. While progressive politicians such as Bernie Sanders or Elizabeth Warren did not secure the presidency in 2020, they were among the Democratic Party’s highest-polling contenders for a considerable portion of the campaign.
Although Elizabeth Warren eventually dropped out of the presidential race, she often managed to drive its political agenda. Taking her strategic communication during the 2019/2020 primaries as an example, this paper analyzes which narratives of inequality are utilized in American progressive political discourse, how these are communicated, and which interpretations of economic inequality her strategic framing suggests. A corpus-based analysis of Warren’s framing reveals that two frames are prevalent in her discourse on inequality: the fairness-frame and the wealth-frame. These highlight to what extent the American Dream has proven unattainable to many Americans and indicate why an increasing number of voters support candidates who demand structural change in the US.
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