Die Qualität von Ratgeberbüchern zum Schreiben von Seminar- und Abschlussarbeiten lässt sich daran bemessen, ob und wie sie zentrale schreibwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen. Daher untersuche ich im vorliegenden Beitrag fünf häufig verkaufte, nicht von Schreibwissenschaftler*innen verfasste Schreibratgeber exemplarisch daraufhin, wie sich ihre Darstellung von Schreiben und Schreibprozess, Schreibentwicklung und der didaktischen Genres Seminar- und Abschlussarbeit zu entsprechenden schreibwissenschaftlichen Erkenntnissen verhalten. Als Bezugspunkte für diese Erkenntnisse dienen mir schwerpunktmäßig Grundeinsichten, die Adler-Kassner/Wardle (2015) gemeinsam mit anderen Schreibwissenschaftler*innen identifiziert und in Threshold Concepts of Writing Studies beschrieben haben. Die Ergebnisse der Untersuchung sind – wie nicht anders zu erwarten – sehr heterogen. Aber es zeigt sich doch, dass die Autor*innen der Schreibratgeber dazu neigen, Schreiben und Schreibentwicklung unterkomplex darzustellen, die Besonderheiten der didaktischen Genres – wenn überhaupt – nur ansatzweise zu berücksichtigen sowie falsche und zu hohe Anforderungen an studentische Arbeiten anzulegen.