Das in heutiger Zeit große Interesse an kulturlinguistisch orientierten Fragestellungen kann über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass es noch keine Theorie der Musikgaben oder der Textgeschenke gibt. Dieser Beitrag soll einen möglichen Weg skizzieren, welche Faktoren für eine Zuordnung von kürzeren sprachlichen Mustern zu Textgeschenken wichtig sein können und welche methodische Herangehensweise dieser Interpretation förderlich sein kann. An einer deutschsprachigen Gelegenheitskomposition von Christian Geist zum Geburtstag des Schwedenkönigs Karl XI. aus der Frühen Neuzeit wird veranschaulicht, wie zeremonielle situative Einbettung, sprachliche Formelhaftigkeit in der Textgestaltung und die Befolgung der ästhetischen Kategorie des ‚guten Geschmacks‘ interdependent zusammenwirken und die Arie im Lichte der Gabe an den König erscheinen lassen.